Zeit für die Familie!
Zeit für Lebensfreude!
Zeit für die Gesundheit!
Zeit für Kontakte!
Es ist beachtlich, wie sehr der technische Fortschritt die Arbeitsproduktivität steigern konnte. Heute kann ein Industriestaat mit einem kleinen Teil der vorhandenen Arbeitskräfte alles Nötige produzieren, um den Bedarf der Bevölkerung an Lebensmitteln, Waren, Wohnungen etc., ja selbst an Luxus zu decken. Also setzt man nur einen Teil der Erwerbsfähigen dafür ein, an Vollbeschäftigung im herkömmlichen Sinn ist gar nicht mehr zu denken.
Über unsere Gesellschaft bricht das als ein Problem herein, das das Sozialwesen vor eine Zerreißprobe stellt. Dabei könnten die entstandenen zeitlichen Freiräume durchaus eine große Chance für selbstbestimmtes Handeln sein. Jeder könnte künstlerisch oder sozial tätig sein, sich und andere weiterbilden, Neues kennenlernen und ausprobieren und dabei Talente weiterentwickeln, die neue Fortschrittsperspektiven erschließen.
Vom Ziel weiterer Steigerungen der Produktivität getrieben, streben Politik und Wirtschaft danach, einer handverlesenen Elite besonders leistungsfähiger Mitarbeiter ein möglichst großes Arbeitspensum abzuverlangen. Man hofft mehr Gewinn zu erzielen, indem man beim Personal eine Auslese nach Belastbarkeit, Ehrgeiz und Qualifikation trifft und dafür möglichst wenige Stellen besetzt.
Im Gegenzug verliert ein wachsender Teil unserer Bevölkerung ihre Wirkungsmöglichkeit in unserem Gemeinwesen. Immer mehr Leute für das Nichtstun zu bezahlen, schwächt jedoch die Wirtschaftsleistung unserer Gesellschaft.
Trotz immer stärkerer Inanspruchnahme immer leistungsfähigerer Mitarbeiter wird die Arbeitskraft immer unrentabler, weil die sozialen Lasten von immer weniger Arbeitnehmern getragen werden müssen.
Die Kosten des Gesundheitswesens explodieren, weil unzählige Menschen von Sucht- und Gesundheitsproblemen bedroht sind und Gefahr laufen, am Leben zu scheitern: die einen wegen Überforderung, die anderen (noch schlimmer!) wegen Unterforderung.
Die Gesellschaft verliert den inneren Zusammenhalt, den sie bisher aus der Einbindung der ganzen Bevölkerung in den Arbeitsprozess hatte. Nach aller geschichtlicher Erfahrung droht deshalb die Bildung starker extremistischer Gruppen, die unkontrolliert auf Irrwegen voranschreiten.
Wertvolles ehrenamtliches Engagement geht verloren, weil überlastete Arbeitnehmer keine Zeit und Kraft dazu haben, die Arbeitslosen aber zu frustriert und zu weit aus der Gesellschaft ausgegrenzt sind, um im ehrenamtlichen Sektor etwas zu bewegen.
Die von Massenarbeitslosigkeit geplagten Gesellschaften enden rasch in der Schuldenfalle. Durch die Verarmung von Teilen der Bevölkerung bricht den rezessionsbedingt nicht ausgelasteten Unternehmen der Gewinn weg -- und damit auch der Finanzierungsplan für ihre Kredite und der Wert ihrer Aktien. Auch kann sich der hochverschuldete Staat nicht alleine mit Sozialleistungen gegen die Rezession stemmen und von der immer kleiner werdenden arbeitenden Elite immer größere Beträge für die Sozialleistungen kassieren.
Deshalb erkennen inzwischen fortschrittliche Führungskräfte und Personalchefs die Teilzeitarbeit als zukunftsweisendes Modell an.
Schon seit vielen Jahren schreiten die Mutigen voran, überwinden
Vorurteile der Vorgesetzten, arrangieren sich mit weniger Einkommen und
langsamerer Karriere. Was den Pionier zu neuen Ufern treibt, ist die
zusätzliche Zeit, die er für das Leben nach seinen eigenen Idealen hat.
Für selbst gestaltete Zeit, selbstbestimmte ehrenamtliche Tätigkeit und
ein erfülltes Privatleben macht er bewußt Abstriche an Luxusgütern und
an seinem Ansehen innerhalb der Wirtschaftswelt.
Teilzeitarbeit hat in den entwickelten Ländern längst eine
gesetzliche Grundlage bekommen. Inzwischen ist überall erkennbar, daß
Teilzeitkräfte hervorragende Arbeit leisten, Teilzeitwünsche der
Arbeitnehmer sind deshalb häufig sogar willkommen. Manchmal blockieren
noch zu starre Stellenpläne diese Entwicklung. Doch jeder Schritt zu
mehr Flexibilität kann Staat und Wirtschaft von unnötigen Soziallasten
befreien.
Jeder Teilzeitarbeitende hat genügend Zeit für die Familie, für
ehrenamtliche und soziale Tätigkeiten sowie für individuelle
Gesundheitsfürsorge. Dies entlastet Staat und Wirtschaft bei teuren
sozialen und kulturellen Verpflichtungen. Man wird sich bald nur noch
mit Schaudern an die wirtschaftlich unsinnige, Schulden verursachende
und inhumane Ungleichverteilung der Arbeit in der Vergangenheit
erinnern.
Sollten Rohstoff- und Energiekrisen, Seuchen und Katastrophen die Produktivität unserer Wirtschaft beinträchtigen, kann der erforderliche Personalaufbau sofort durch höhere persönliche Arbeitszeiten erreicht werden. Dies geht ohne Einarbeitungszeit und viel reibungsloser als eine mühsame Eingliederung von Langzeitarbeitslosen.